Die Geburtenrate in Deutschland sinkt seit vielen Jahren konsequent und gleichzeitig hat sich die sog. Kinderlosenquote erhöht. Zudem hat sich die durchschnittliche Lebenserwartung stark erhöht: Bei Frauen auf 83,4 Jahre und bei Männern auf 78,6 Jahren. Diese beiden gegenläufigen Trends führen zu einem Wandel der Demografie in Deutschland.
Das statistische Bundesamt rechnet für die kommenden Jahre mit einer Erhöhung der Anzahl an Senioren und einem Rückgang von Menschen im Erwerbsalter:
“Durch den aktuellen Altersaufbau sind ein Anstieg der Seniorenzahl und ein Rückgang der Bevölkerung im Erwerbsalter vorgezeichnet. Die Zahl der Menschen im Alter ab 67 Jahren stieg bereits zwischen 1990 und 2018 um 54 % von 10,4 Millionen auf 15,9 Millionen. Sie wird bis 2039 um weitere 5 bis 6 Millionen auf mindestens 21 Millionen wachsen und anschließend bis 2060 relativ stabil bleiben. Die Bevölkerung im Erwerbsalter zwischen 20 und 66 Jahren lag im Jahr 2018 bei 51,8 Millionen. Bis zum Jahr 2035 wird sie auf 45,8 bis 47,4 Millionen abnehmen und damit um rund 4 bis 6 Millionen niedriger sein.”¹
Durch diese allgemeinen Verschiebungen in der Demografie in Deutschland ergeben sich neue Wettbewerbssituationen auf den Märkten, sowohl auf dem Angebotsmarkt als auch auf dem Arbeitsmarkt. Für Unternehmen ist es unerlässlich, sich mit diesen veränderten Wettbewerbssituationen aktiv auseinanderzusetzen und sich darauf einzustellen, um langfristig erfolgreich agieren zu können. Durch ein proaktives Handeln und eine hohe Kundenzentriertheit können aus diesen Änderungen große Chancen entstehen.
Beim Blick auf den Arbeitsmarkt der Zukunft wird sofort klar, dass es einen Mangel an Arbeitnehmer*innen geben wird. Der Rückgang um 4 bis 6 Millionen Arbeitnehmer*innen bis zum Jahr 2035 wird das Gewinnen und Begeistern von Talenten weiter erschweren. Matthias Malessa, ehemaliger CHRO von Adidas, sagte hierzu einmal sehr treffend: “Der Kampf um die besten Talente ist vorbei. Die Talente haben gewonnen.” Denn diese Unterversorgung des Arbeitsmarktes mit Arbeitnehmer*innen verschiebt die Machtverhältnisse am Arbeitsmarkt zugunsten der Bewerber*innen. Dies wird dazu führen, dass sich Unternehmen immer mehr, intensiver und stärker um Talente bemühen und bewerben müssen. Eine starke Arbeitgebermarke wird hierzu nicht mehr reichen, sondern es geht darum ein zukunftsfähiges Arbeitsumfeld zu bieten, welches klare Antworten auf die anderen großen Treiber des Wandels (Wertewandel und Digitalisierung) hat. Zudem werden sich Unternehmen von Orten, an denen Arbeit verrichtet wird, zu Orten der persönlichen und organisationalen Entfaltung verändern, die es dadurch schaffen wettbewerbsfähige Produkte und Geschäftsmodelle anzubieten. Unternehmen können sich am Arbeitsmarkt von heute und morgen einen Wettbewerbsvorteil schaffen, wenn es ihnen gelingt ein sinnstiftendes Umfeld mit klaren Antworten auf den Wertewandel und die Digitalisierung aufzubauen und zudem die Möglichkeit der persönlichen Entwicklung und Entfaltung von Arbeitnehmer*innen zu schaffen. Der Angebotsmarkt wird sich ähnlich stark wie der Arbeitsmarkt durch die veränderte Demografie wandeln. Denn es entstehen durch die Verschiebung der Altersstruktur ganz neue Käuferschichten, die es gilt frühzeitig als Kundengruppen zu identifizieren und zu erschließen. Diese neuen Kundengruppen wird es in fast jedem Markt geben und es besteht die Chance für Unternehmen durch ein überlegenes Angebot und eine hohe Geschwindigkeit der Verbreitung dieses Angebots in den Kundengruppen einen langfristigen Wettbewerbsvorteil zu kreieren. Die Menschen in Deutschland werden nicht nur älter, sondern ältere Menschen sind heute und in Zukunft auch länger fit und haben dadurch ganz andere Konsumwünsche. Zum Beispiel sind heute Menschen mit Mitte 70 noch deutlich aktiver als früher und möchten dadurch weiterhin Sport betreiben, reisen oder aktive Hobbies betreiben. Diese sog. Silver Ager werden in Zukunft durch den demografischen Wandel eine immer größere Gruppe ausmachen und werden somit für Unternehmen unterschiedlicher Branchen extrem attraktiv als Kundengruppe. Selbst Branchen, die auf den ersten Blick nichts mit dieser Kundengruppe zu tun haben, sind direkt von diesen Änderungen betroffen. So ergibt sich z.B. für die Versicherungsbranche eine riesige Chance. Denn es könnten spezielle Versicherungsangebote für diese Kundengruppe entwickelt werden und an die Bedarfe exakt angepasst werden. So ist auf einmal eine Auslandskrankenversicherung für 80-Jährige deutlich mehr nachgefragt als noch vor einigen Jahren und gleichzeitig benötigt diese Altersgruppe andere Leistungen. Genau in dieser Nische können Versicherungen ihr Angebot ausbauen und somit neue Erlöswege entwickeln.
Die demografische Entwicklung hat also nicht nur auf den Arbeitsmarkt Auswirkungen, sondern vor allem auch auf den Angebotsmarkt und bietet große Chancen für Unternehmen. Die Voraussetzung, um diese Chancen zu nutzen ist ein proaktives und kundenzentriertes Denken und Handeln. Dies zeigt, dass ein digitales Mindset (folgendes Video erklärt den Begriff kurz und knapp: Digitales MINDSET - was ist das? Warum ist es in der digitalen Transformation so wichtig?) elementar wichtig ist, um auf die Treiber des aktuellen Wandels erfolgreich zu reagieren und langfristige Chancen für Organisationen, als auch die Mitarbeiter*innen zu kreieren.
Neben der demografischen Entwicklung treiben vor allem der Wertewandel und die Digitalisierung die exponentielle Veränderung voran. Was es damit genau auf sich hat, erfahren Sie in den kommenden Teilen unserer Blogreihe.
¹Statistisches Bundesamt (2021): https://www.destatis.de/DE/Themen/Querschnitt/Demografischer-Wandel/_inhalt.html
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