In den letzten Monaten hat sich die rasante Beschleunigung der Entwicklung unserer Welt eindeutiger als je zuvor gezeigt. Bedingt durch die Unsicherheit der Covid-19 Pandemie hat sich die Art der Zusammenarbeit stark geändert und hat die Vorteile von agilen Methoden gezeigt. Zudem hat sich durch die nötigen Kontaktbeschränkungen der Trend zur virtuellen Zusammenarbeit rasant beschleunigt. So sind heute Home-Office, virtuelle Kollaboration oder Video Calls nicht mehr die Ausnahme, sondern viel häufiger die Regel. Darüberhinaus hat die veränderte Situation mit weniger Kontakt zu anderen Kundentouchpoints geführt, die mehr und mehr in die digitale Welt verlagert worden sind und somit ganze Geschäftsmodelle verändert hat.
Kurzum: Der Wandel, in dem wir uns befinden wurde sichtbar und greifbar. Um diese Veränderungen aktiv und erfolgreich zu gestalten ist gezielte Weiterbildung für Mitarbeiter*innen unumgänglich.
Doch wie können Unternehmen vorgehen, wenn sie eine neue Lernwelt für den aktuellen Lernbedarf erfolgreich einführen wollen? Die folgenden sieben Schritte geben einen Aktionsplan an die Hand:
1. Auswahl der Lernlösung
Zuerst sollten sich Unternehmen über ihre Ziele eines Re- und Upskillings klar werden und anhand eine Kriterienkatalogs definieren. Hierbei ist vor allem der Fokus der Lernwelt zu definieren, d.h. soll es primär um Hard Skills oder um Soft Skills gehen oder soll es eine Mischung aus beidem sein. Zusätzlich sollten auch klare Kriterien über die Art des Lernens festgehalten werden: Soll es sich um einen Micro Learning Ansatz handeln? Wie soll der Medienmix aussehen? Wie stark sollen die Inhalt individualisiert für die Nutzer*innen werden? Wie sieht die Verknüpfung zwischen der online und offline Welt aus? Auf Basis dieser ganzen Kriterien sollten unterschiedliche Lösungen und Anbieter evaluiert werden und auf die exakte Passung zum eigenen Unternehmen überprüft werden, um dann eine Entscheidung für ein System zu treffen.
2. Kulturentwicklung
Im zweiten Schritt muss im Unternehmen eine Lernkultur geschaffen werden. Diese ist maßgeblich dafür, wie eine neue Lernwelt angenommen wird. Hierfür ist es wichtig, dass erstmal reflektiert wird, wie bisher im Unternehmen gelernt wird und welchen Ruf Lernen hat. Zudem sollte ein klares Zielbild der gewünschten Lernkultur entwickelt werden. Die Ergebnisse der Reflexion der heutigen Lernkultur müssen dem Zielbild gegenüber gestellt werden, um Abweichungen zu erkennen. Diesen Abweichungen sollte dann gezielt mit Programmen zur Kulturentwicklung begegnet werden. Aber Achtung: Kultur entwickelt sich nicht von heute auf morgen, sondern diese Programme müssen langfristig ausgelegt sein und erstrecken sich auch über die weiteren Schritte der Einführung einer Lernwelt und noch dauerhaft darüberhinaus. Zwischendurch sollten immer wieder Status-Checks gemacht werden, inwiefern sich die Kultur schon entwickelt hat.
3. Technische Einbettung
Das ausgewählte Lernsystem muss technisch in die bestehende IT-Landschaft eingebettet werden. Hierbei ist zu klären, wie die generelle Architektur aussieht: Soll die Lernplattform als Software as a Service Lösung eingeführt werden und somit von außen an die bestehende IT-Infrastruktur andocken? Oder soll die Lernplattform fest in der Infrastruktur verankert werden, selbst gehostet werden und ggf. über Single Sign On mit bestehenden Active Directories verknüpft werden? Beide Wege haben ihre Vorteile und es gibt keinen pauschal besseren Weg. Auch hier ist es wieder wichtig, dass sich Unternehmen vor der technischen Einbettung über die langfristigen Ziele der Verknüpfung klar sind.
4. Kommunikationsstart
Sobald die technische Infrastruktur steht und klar ist, wie die User Journey aussehen wird, sollte die Kommunikation für die Einführung der Lernwelt starten. Die Kommunikation sollte mehrere Stufen haben die aufeinander aufbauen. Denn im Zeitverlauf ändern sich die kommunikativen Anforderungen für eine erfolgreiche Einführung. Im ersten Schritt sollte allgemein das Warum der Einführung einer neuen Lernwelt erklärt werden. Hierzu gehört auch das Aufzeigen der Vorteile für die Mitarbeiter*innen. Dies ist elementar wichtig, um eine Akzeptanz herbeizuführen. Zudem sollten im ersten Schritt auch aufgerufen werden, Mitarbeiter*innen für Pilotgruppen zu gewinnen, die die neue Lösung als erstes testen und nutzen werden.
5. Pilotgruppen
Um die User Journey der neuen Lernwelt zu optimieren und zu verstehen, wie Mitarbeiter*innen des Unternehmen mit der neuen Lernwelt umgehen, sollten Pilotgruppen geschaffen werden. Diese erhalten als erstes Zugriff auf die neuen Möglichkeiten des Lernens und sollten mit Workshops ein Onboarding erhalten, gefolgt von regelmäßigen Interviews, in denen Feedback gesammelt wird. Die Pilotgruppe sollte sich zum einen aus Mitarbeiter*innen zusammensetzen, die Lust auf die Neuerung haben und sich aktiv für die Pilotgruppe gemeldet haben. Zudem sollten gezielt Führungskräfte, Meinungsführer und ggf. Gremienmitglieder angesprochen werden und für die Pilotgruppe begeistert werden. Denn neben der Verbesserung der Lernwelt, erfüllt die Pilotgruppe noch eine zweite wichtige Funktion: Sie sind Botschafter der neuen Lernwelt und können intern die Kommunikation unterstützen und somit bei anderen Mitarbeiter*innen Lust auf die neue Lernwelt machen.
6. Rollout
Nachdem Erfahrungen mit dem Lernen der Pilotgruppen gemacht worden sind und die Kommunikationskampagne den Rollout vorbereitet hat, geht es nun an das „Go-Live“. Beim Rollout gilt es je nach Unternehmensgröße zu überlegen, ob das Gesamtunternehmen gleichzeitig auf die neue Lernwelt geschaltet wird oder ob ein phasenweiser Rollout mehr Sinn macht. Elementar ist bei beiden Vorgehensweisen, dass die Mitarbeiter*innen Möglichkeiten zum Austausch und zu Rückfragen zur neuen Lernwelt haben. Idealerweise werden kurze Onboarding Workshops für die neue Lernwelt durchgeführt. Zudem müssen klare Ansprechpartner und Support Prozesse bei Rückfragen geklärt und kommuniziert werden. Denn nichts ist frustrierender als, wenn man bei Problemen mit der neuen Lernwelt nicht weiter weiß und niemanden fragen kann. Dann ist der Wunsch nach der alten Lernwelt schneller da, als die Vorfreude auf die neue Lernwelt überhaupt existiert hat.
7. Feedback und kontinuierliche Anpassung
Nun ist die Einführung nicht abgeschlossen, sondern es gilt dranzubleiben. Ganz im Sinne von „Always-Beta“ gilt es kontinuierlich mit Nutzer*innen zu sprechen, Feedback einzuholen, zu verstehen was gut funktioniert und was verbessert werden kann. Das gesammelte Feedback sollte immer wieder evaluiert werden und die Lernwelt kontinuierlich angepasst und verbessert werden. Zudem sollte die Kommunikation zur neuen Lernwelt nicht abreißen, sondern einen dauerhaften Punkt in der internen Kommunikation einnehmen. So wird die Bildung einer nachhaltigen und langfristigen Lernkultur gestärkt.
Ähnlich wie das Lernen selbst, ist auch die Einführung einer neuen Lernwelt kein Sprint, sondern ein Marathon (mehr hierzu in folgendem Artikel: Lebenslanges Lernen ist ein Marathon). Die beschriebenen 7 Punkte sollen einen Rahmen für eine Einführung einer Lernwelt bieten, jedoch ist dieser Rahmen auf die jeweilige Situation anzupassen und muss individuell mit Leben gefüllt werden.
Wenn Sie Rückfragen zu den Schritten haben oder Unterstützung bei der Einführung einer neuen Lernwelt benötigen, schreiben Sie uns einfach an hallo@mindsetindicator.com
Wir freuen uns auf den Kontakt mit Ihnen!
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