Schnelligkeit und Kundenzentriertheit werden als wichtige Faktoren für die Entwicklung neuer Produkte und Services in der digitalen Transformation gesehen. Doch was bedeuten diese Buzzwords in der Praxis und welche Schritte sind für eine kundenzentrierte Produktentwicklung nötig?
Wir haben bei ONESTOPTRANSFORMATION im vierten Quartal 2020 innerhalb von 6 Wochen ein digitales Produkt über virtuelle Zusammenarbeit kundenzentriert entwickelt und am Markt platziert: Co:Box
Nachfolgend sollen die einzelnen Schritte der Entwicklung einen Einblick geben, wie Schnelligkeit mit Kundenzentriertheit für eine erfolgreiche Marktplatzierung von Co:Box kombiniert worden sind:
1. Problemverständnis
Bevor die eigentliche Entwicklung gestartet ist, stand zuallererst ein Verständnis des Problems der Zielgruppe im Fokus. Denn um ein Produkt oder einen Service auf die Kundenzielgruppe zuschneiden zu können, muss das Problem wirklich verstanden worden sein. Diese Phase der Produktentwicklung der Co:Box ist lange gelaufen ohne, dass wir den konkreten Plan hatten ein Produkt zu entwickeln. Denn seit Beginn der Corona Pandemie im März 2020 haben wir von vielen Unternehmen gehört, wie schwierig es ist virtuell zusammenzuarbeiten. Nach den anfänglichen technischen Startschwierigkeiten (mobile Endgeräte, Zugriff auf Dateien von zu Hause, etc.), die behoben werden konnten, kamen nach und nach Probleme in der Zusammenarbeit im Team und in der Selbstorganisation in vielen Unternehmen auf. Das bedeutet, dass wir immer wieder gehört haben „virtuelle Zusammenarbeit funktioniert zwar nicht wirklich gut, aber irgendwie klappt es schon“. Dies hat uns gezeigt, dass die größte Hürde für eine gelungene virtuelle Zusammenarbeit nicht die technische Infrastruktur ist, denn diese war in den allermeisten Fällen in kurzer Zeit nach dem Umstieg auf virtuelle Zusammenarbeit aufgebaut. Der Kern der Herausforderungen bei virtueller Zusammenarbeit ist die Kollaboration mit Kolleg*innen und die Selbstorganisation in der virtuellen Welt.
Das identifizierte Problem wäre nicht so wichtig und schwerwiegend, wenn virtuelle Zusammenarbeit nur ein kurzer Trend wäre. Unsere Hypothese (gestützt durch viele Studien) ist jedoch, dass virtuelle Zusammenarbeit nicht mehr verschwinden wird in der Zukunft, sondern die Arbeitswelt langfristig und nachhaltig verändern wird. Somit ist das identifizierte Problem eine tiefliegende und große Herausforderungen für alle Unternehmen, die rein virtuell odre hybrid (virtuelle + analoge Zusammenarbeit) zusammenarbeiten.
2. Ideengenerierung
Im zweiten Schritt gilt es für das identifizierte Problem möglichst viele Ideen zur Problemlösung zu generieren. Hierbei müssen beim Brainstorming alle Ideen erlaubt sein, egal wie verrückt diese auch klingen. Nach einer Sammlung von vielen verschiedenen Ideen, werden diese nach dem Problem-Lösungs-Match und der technischen Machbarkeit beurteilt. Dieses Vorgehen bezeichnet man im Design Thinking als einen Diamanten, denn zuerst wird divergent (öffnend) gedacht, um möglichst viele Ideen zu generieren und im Anschluss konvergent (schließend) gedacht, um diese Ideen zu beurteilen und dann die passendste auszuwählen.
3. Auswahl des Problem-Lösungs-Match
Nach der Beurteilung der Ideen nach Problem-Lösungs-Match und Machbarkeit wird die Lösung gewählt, die den höchsten Problem-Lösungs-Match bei gleichzeitiger Machbarkeit aufweist. Bei uns war das die Idee eines kurzen online Lernpfades, der individualisiert auf dem Status Quo des*r Nutzer*in aufbaut. Somit war klar, dass das finale Produkt aus einem diagnostischen Teil bestehen muss und im zweiten Schritt aus einem Lernpfad, der über Micro Learnings Inhalte rund um virtuelle Zusammenarbeit vermittelt.
Nachdem wir eine Produktvision hatten, mussten wir die inhaltlichen Bereiche definieren, um die sich das Produkt dreht. Hierfür haben wir die Meinungen, die wir von Unternehmen in der ersten Phase des Problemverständnisses gesammelt haben mit unserer Expertise im Diagnostik- und Lernbereich kombiniert. Somit haben wir den Fokus auf insgesamt vier Bereiche gelegt:
Erfolgsfaktoren virtueller Zusammenarbeit
Selbstorganisation und -management im mobilen Arbeiten
Methoden und Hilfestellungen zur virtuellen Zusammenarbeit
Methoden zum Erhalt der Leistungsfähigkeit und Gesundheit
4. Crossfunktionale inhaltliche Entwicklung
Die vierte Phase ist die entscheidende für die Geschwindigkeit der Entwicklung des Produkts oder des Services. Denn in dieser Phase geht es um die inhaltliche Entwicklung, die für eine schnelle und hochqualitative Entwicklung crossfunktional ablaufen muss. Somit sollten in dieser Phase die relevanten Personen mit dem entsprechenden Know How direkt zusammenarbeiten und in schnellen Abstimmungen die Entwicklung parallel voranbringen. In unserem Fall der Entwicklung der Co:Box hat unser Diagnostik Experte mit zwei Kolleg*innen aus dem Lernbereich zusammengearbeitet, um die Inhalte der Diagnostik mit den Inhalten des Lernpfades zu synchronisieren, abzustimmen und gemeinsam zu entwickeln. Durch diese enge Verzahnung der Zusammenarbeit konnte parallel am Produkt entwickelt werden, ohne dass es Reibungsverluste gab. Entscheidend hierfür ist eine häufige Kommunikation gepaart mit der Akzeptanz der Expertise der anderen am Projekt beteiligten Personen.
5. Marketing Aufbau
Parallel zur inhaltlichen Produktentwicklung kann die Entwicklung der Marketing Strategie ablaufen. Diese reicht von der Namensfindung über die Formulierung der relevanten Botschaften bis hin zur Auswahl der für die Zielgruppe passenden Kanäle. Im Fall der Co:Box konnten wir durch unsere hybride Erfahrung im ONESTOPTRANSFORMATION Team mit unterschiedlichen Erfahrungshintergründen und unterschiedlichem Know How sehr schnell sowohl den Namen, das Logo, das CI (Corporate Identity), die Website und die Werbevideos für das neue Produkt inhouse entwickeln.
6. Nutzerfeedback und Testphase (dies sollte ab Phase 3 kontinuierlich gemacht werden)
Die sechste Phase ist eine enorm wichtige Phase, welche jedoch häufig leider vergessen wird. Bevor das Produkt final live geht sollte es von einer Gruppe von Testnutzern ausgiebig ausprobiert und getestet werden. Denn in einem Testszenario aus Nutzersicht fallen elementar wichtige Punkte auf, die das Nutzererlebnis positiv oder eben negativ beeinflussen. Der Start der sechsten Phase sollte nicht nach Abschluss der inhaltlichen Entwicklung und des Marketing Aufbaus geschehen, sondern im besten Fall direkt mit Phase 4 (Crossfunktionale inhaltliche Entwicklung) parallel gestartet werden. Denn so kann das Nutzerfeedback direkt mit in die Entwicklung einfließen. Zudem ist es ratsam sowohl quantitatives Feedback (über standardisierte Fragebögen), als auch qualitatives Feedback (über Nutzerinterviews) zu sammeln und zu kombinieren.
Die beschriebenen 6 Schritte sind ein Rahmenwerk für eine schnelle, kundenzentrierte Entwicklung von Produkten und Services. Jedoch ist es keine Blaupause die eins-zu-eins auf jedes Entwicklungsvorhaben übertragen werden sollte. Vielmehr sollten die 6 Schritte als Orientierung dienen, die je nach Vorhaben gefüllt und belebt werden müssen.
Dieses Rahmenwerk führt zu einer extrem schnellen und kundenzentrierten Produktentwicklung, wenn man sich darauf einlässt nicht mit dem 110% perfekt ausgereiften Produkt das erste Mal zum Kunden zu gehen, sondern diesen schon in der Entwicklungsphase mit einbezieht. Eine solch schnelle Entwicklung bietet auch bei anderen Produkten die Chance ein Produkt schneller und passgenauer am Markt zu platzieren und durch diesen Geschwindigkeitsvorteil schneller Kunden zu gewinnen. Zudem führt diese Art der Entwicklung zu einem Produkt, welches von den potentiellen Kunden eher nachgefragt wird, da diese mit ihren Wünschen und Gedanken schon in der Entwicklung einbezogen worden sind. Somit ergeben sich große betriebswirtschaftliche Chancen und Vorteile durch diese Art der Entwicklung.
Dieses Rahmenwerk hat es uns möglich gemacht, die Co:Box in 6 Wochen zu entwickeln und am Markt zu platzieren.
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